Lord Robert Baden Powell, Gründer der Weltpfadfinderbewegung, hält das erste Zeltlager auf Brownsea Island (Großbritannien) ab. Mit 22 Jungen aller sozialen Schichten probiert er erstmals sein Konzept einer Pädagogik des Erlebens und der Verantwortung für den Einzelnen und die Gruppe.
Baden Powell veröffentlicht sein Buch »Scouting for Boys«, das sofort reißenden Absatz findet und innerhalb kurzer Zeit zur Gründung der Weltpfadfinderbewegung führt. Ihr gehören heute 34 Millionen Mitglieder an. Sie ist damit die größte Jugendorganisation der Welt.
Der Pfadfindergedanke schwappt über den Kanal auch nach Deutschland: Der Stabsarzt Dr. Alexander Lion »erfindet« den Begriff Pfadfinder für das englische Wort »Scout« und verbindet in seiner Konzeption deutsche Vorstellungen von Jugendarbeit mit den Ideen Baden-Powells.
In Deutschland gibt es zu Beginn des 1. Weltkrieges schon 110.000 Pfadfinder, die allerdings wegen der unterschiedlichen Interpretation des Inhalts der pfadfinderischen Erziehung in zahlreiche Gruppierungen zersplittert sind. Nach dem Krieg gewinnt die Jugendbewegung an Bedeutung und beeinflusst die Inhalte der Pfadfinderbewegung: Einfaches Leben, Naturbewusstsein, Fahrt und Lager, eigenständiges Denken und Handeln - diese Prinzipien gewinnen an Stellenwert.
Gründung der Weltpfadfinderbewegung.
Erste katholische Pfadfindergruppen gründen sich in Wuppertal, Beuthen, München, Berlin, Frankfurt/Main und Speyer.
Altenberg, 7. Oktober: Die Stämme schließen sich zur Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) zusammen. Sie werden in den katholischen Jungmännerverband aufgenommen. Aus den anfangs 800 Mitgliedern werden in den 30er Jahren 9.000. Die DPSG verbindet die Gedanken der Pfadfinderbewegung mit denen der katholischen Jugendbewegung und betont gleichzeitig Einfachheit, Naturverbundenheit, Wahrhaftigkeit sowie die Freiheit jugendlicher Gestaltungskraft. Außerdem bezieht die DPSG Erwachsene in die Arbeit ein und nimmt von Beginn an Mitglieder aus allen sozialen Schichten auf.
Die DPSG formuliert ihr Pfadfindergesetz, das bis 1971 in dieser Form gültig bleibt. Außerdem beschließt das 1. Bundesthing (später Bundesversammlung) eine Kluft und eine vorläufige Bundesordnung.
Die Nationalsozialisten verbieten das Tragen von Kluft, Banner und Abzeichen. In den folgenden Jahren nimmt der Druck auf die Mitglieder des Verbandes zu, es kommt zu schweren Auseinandersetzungen mit der Hitlerjugend. Trotzdem gibt es immer wieder Zeichen der Eigenständigkeit - wie die Romfahrt 1935.
Ostern pilgern rund 200 Georgspfadfinder zusammen mit der Sturmschar (Teil der katholischen Jugendbewegung) in einer Wallfahrt nach Rom.
Die Freiheit der Gruppen wird stark eingeschränkt. Die Georgspfadfinder brauchen viel Mut, wenn sie sich in der Öffentlichkeit jetzt noch zu ihrem Verband bekennen, so dass die Schar derer, die offen Mitglieder der DPSG bleiben, kleiner wird.
Die Landespfadfinderschaften Münster, Paderborn und Trier werden durch die Gestapo zwangsweise aufgelöst.
Der katholische Jungmännerverband und die Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg werden aufgelöst und verboten. Dennoch nehmen immer wieder einzelne Mitglieder Bedrohung und Verfolgung auf sich, weil sie am pfadfinderischen Leben als eigenständiger Alternative gegen die Repressionen des Nationalsozialismus festhalten. Ihnen ist es zu verdanken, dass auch in dieser Zeit ein jugendkulturelles Bekenntnis gelebt wird. Als »Gemeinschaft Sankt Georg« wirken Pfadfinder im Untergrund weiter. Manche wagen sogar den Kontakt zu ausländischen Pfadfindern und legen auf diese Weise den Grundstein für spätere Verständigung.
Neugründung vieler Pfadfindergruppen auf örtlicher Ebene.
Durch den erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg einberufenen Bundesthing wird eine neue Bundesordnung beschlossen.
Die DPSG ist Mitbegründerin des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ).
Die Zeitschriften »Die große Fahrt« für Mitglieder und »Georgspfadfinder« für Leitungskräfte erscheinen. Eine neue Struktur der DPSG und eine neue Kluft werden eingeführt. Frauen dürfen Wölflingsführerinnen werden. Das Rüsthaus wird gegründet und der Georgsverlag entsteht. Die DPSG hat vier Jahre nach Kriegsende 20.500 Mitglieder.
Die DPSG wird über den Ring deutscher Pfadfinderverbände Mitglied der Internationalen Pfadfinderkonferenz (WOSM).Rund 1.000 Georgspfadfinder pilgern nach Rom. Auf diese zweite Romwallfahrt (nach 1935) nehmen sie ein Holzkreuz mit.
Der Bundesamt Sankt Georg e.V. wird gegründet.
Aufruf der Georgsritter (heute Rover) zu einem Sozialwerk: In Westernohe im Westerwald entsteht in vielen Stunden Eigenarbeit ein Zeltlagerplatz und Ferienheim für behinderte Menschen - das heutige Bundeszentrum der DPSG.
Aufruf zur ersten Jahresaktion: »Flinke Hände, flinke Füße schaffen ein Werk für körperbehinderte Jugendliche«. Im Verlauf dieser Aktion kommen mehr als 250.000 Mark zusammen. Die Jahresaktionen mit wechselnden Schwerpunkten sind bis heute wichtiger Bestandteil der Arbeit der DPSG. Der 23. Bundesthing beschließt die Einführung der Jungpfadfinderstufe (11 bis 13 Jahre alte Jungen), außerdem werden die »Georgsritter« in »Rover« umbenannt.
Rund 550 Rover und Leiter ziehen bei der dritten Romwallfahrt in den Petersdom ein.
Das neue Lilienbanner wird eingeführt.
Beim 31. Bundesthing beschließt der Verband eine neue Satzung mit neuen Bezeichnungen: Bundesversammlung (statt Bundesthing), Vorsitzender (statt Feldmeister), Leiter (statt Führer). Außerdem wird eine pädagogische Diskussion angestoßen, die in der Neufassung der Ordnung des Verbandes mündet.
Offiziell können Mädchen und Frauen nun Mitglieder der DPSG werden. Das Pfadfindergesetz von 1930 wird ersetzt und weitergeführt durch die »Grundlinien unserer Lebensauffassung«: Leben in Hoffnung, Leben in Freiheit, Leben in Wahrheit, Leben in tätiger Solidarität. Inhaltlich orientiert sich die DPSG weg vom Waldläufertum hin zu einer Gruppenpädagogik, in der Kooperation und Verantwortung durch Erfahrung und Erleben gelernt werden sollen. Sie schwenkt so auf einen Weg ein, der direkt auf die Vorstellungen Baden-Powells zurückgeht.
Leiterkongress in Westernohe mit 4.000 Teilnehmenden. In 50 Ateliers beschäftigen sich die Teilnehmenden mit sozialen, politischen, religiösen und ökonomischen Aspekten der Gesellschaft und entwickeln Impulse für ein zeitgemäßes Pfadfinden.
Die Bundesversammlung beschließt eine neue Ordnung des Verbandes. Als erste Frau im Bundesvorstand wird Annegret Buchart zur stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.
Zum Kongress »Exodus« kommen in Westernohe 6.000 Leiterinnen und Leiter zusammen.
Unter dem Motto »Wir haben Platz im Boot« ruft die DPSG zur jährlichen Solidaritätsaktion auf und wendet sich damit gegen die Verschärfung der Asyldebatte. In Magdeburg gründet sich der erste Diözesanverband in den neuen Bundesländern. Erfurt folgt und der Diözesanverband Berlin umfasst nun auch das Land Brandenburg und Teile Mecklenburg-Vorpommerns.
Im »Wilden Sommer« sind 2.000 Pfadfinderinnen und Pfadfinder in der Bundesrepublik unterwegs zu neuen Herausforderungen im eigenen Land. Zur Jahreswende treffen sie sich in einer stillgelegten Werkshalle der Glashütte in Ilmenau (Thüringen).
Kindergipfel in Westernohe: Mehr als 1.000 Kinder zwischen sieben und zehn Jahren aus dem gesamten Bundesgebiet fordern »eine Welt, die uns gefällt«.
Die 57. Bundesversammlung beschließt die Einführung der Kindermitbestimmung auf Stammesebene. 20 ruandische Pfadfinderinnen und Pfadfinder werden aus dem Bürgerkriegsland ausgeflogen und von der DPSG aufgenommen. Im Verlauf der »Solidaritätsaktion Ruanda« kommen 700.000 Mark zugunsten des kriegsgeschüttelten Landes zusammen.
Die DPSG startet die Kampagne »Tu es jetzt!« zum politischen Handeln, an der sich zahlreiche Gruppen vor Ort beteiligen. Gesellschaftspolitisches Engagement in sechs Themenbereichen ist Ziel der Langzeitaktion.
4.000 Leiterinnen und Leiter treffen sich in einem ehemaligen Eisenhüttenwerk in Duisburg zur Großveranstaltung »Power im Park«. Das Treffen bildet den Höhepunkt der 1996 gestarteten Kampagne.
5.600 Pfadfinderinnen und Pfadfinder aller Altersstufen treffen sich Pfingsten in Westernohe zum Auftakt der Jahresaktion »Flinke Hände, flinke Füße gestalten Zukunft für Westernohe«.
In der Aktion WölflingsWirbel setzen sich Kinder aus ganz Deutschland für mehr Kinderfreundlichkeit in ihrem Umfeld ein. Die 8- bis 10-Jährigen vergeben Noten für Spielplätze, malen den tristen Schulhof an, reparieren marode Fahrradständer am Bahnhof und vieles mehr. Besuche bei Kommunalpolitikern und die Zusammenarbeit mit der Lokalpresse führen in vielen Orten zu Verbesserungen. Die Aktion gipfelt in einem Besuch bei Bundesfamilienministerin Christine Bergmann.
Rund 1.000 Pfadfinderinnen und Pfadfinder eröffnen in Koblenz die Jahresaktion »Movida Bolivia«. Sie kommt in diesem Jahr dem bolivianischen Pfadfinderverband zugute, der eine Schulung für Lehrer ins Leben rufen will. Gruppen in der ganzen Bundesrepublik sammeln anschließend Geld, um ihre Partner in Südamerika zu unterstützen.
3.000 Roverinnen und Rover feiern Pfingsten in Westernohe den Auftakt zu IZURO, dem Internationalen Zukunftsjahr der Roverstufe.
Den Höhepunkt der dreitägigen Veranstaltung bildet die »Aussendung« zu internationalen Begegnungen in aller Welt, zu denen die Rover im Sommer starten.
Mit der Jahresaktion »Augen auf! Stoppt Diskriminieruung!« setzt sich die DPSG gegen die Diskriminierung von Minderheiten ein. Im Rahmen der Jahresaktion startet im Spätsommer die Kampagne »Stoppt Rechts - Pfadfinderinnen und Pfadfinder gegen Fremdenfeindlichkeit und Gewalt«, die mit einem aussagekräftigen Logo und überall auftauchenden Aufklebern auf das Engagement der Pfadfinder aufmerksam macht.
Die erste Vollversammlung der Pfadfinderstufe findet im September in der Frankfurter Paulskirche statt. Hier beschließen Pfadfinderinnen und Pfadfinder aus ganz Deutschland die Großveranstaltung »fettgrün«, die im Sommer 2001 über die Bühne gehen soll. Die Vollversammlung endet mit der »Frankfurter Erklärung«.
1.500 jugendliche Pfadfinder treffen sich im Rahmen ihrer bundesweiten Aktion »fettgrün« in Köln. Wettspiele und die große Parade zum Dom sorgen für jede Menge Wirbel in Köln. Bundesweit startet der Perspektivprozess »update«, damit stellt die DPSG sich und ihre Arbeit in den kommenden Jahren kritisch auf den Prüfstand.
Gemeinsam mit ihren katholischen Partnerverbänden in Israel und Palästina setzt sich die DPSG bei ihrer Jahresaktion »Pfad zum Frieden« für Frieden und Gerechtigkeit im Nahen Osten ein.
Unter dem Motto »Grenzenlos 1 - Flinke Hände, Flinke Füße quer durch Deutschland« entdecken Pfadfinder ihr eigenes Land und tragen das Pfadfindertum zu Menschen in bisher nicht erschlossene Regionen. Der Perspektivprozess »update« erreicht seinen Höhepunkt auf dem Leiterinnen- und Leiterkongress »up2date« in Westernohe.
Bei der Jahresaktion »Kira Ruanda - Liebe das Leben« unterstützt die DPSG ihre Partner in Ruanda. Die Pfadfinder dort engagieren sich stark in der Aids-Prävention. Im folgenden Jahr richtet sich der Blick auf Gesundheit in Deutschland und Ruanda. In Altenberg feiert der Verband seinen 75. Geburtstag mit einem Festakt. Pfingsten hatten bereits mehr als 6.000 Pfadfinderinnen und Pfadfinder im Bundeszentrum Westernohe ein Ständchen auf das Jubiläum angestimmt.
Die Bundesversammlung beschließt eine neue Verbandsordnung. Darin enthalten ist zum ersten Mal eine Beschreibung des Menschenbildes der DPSG. Auf Wunsch vieler Mitglieder wird auch ein modernes Pfadfindergesetz beschlossen. Im Sommer gestaltet die DPSG gemeinsam mit der PSG und dem Internationalen Katholischen Missionswerk missio mit dem Projekt »scoutmission - Glauben in der Tat« den Weltjugendtag. Ein großes Zeltlager entsteht auf den Düsseldorfer Rheinwiesen, in Köln eröffnet der Diözesanverband das International Scout Centre. Zum scoutmission-Festival kommen schließlich mehr als 7.500 Menschen zur Bühne vor dem Düsseldorfer Landtag. Während des Weltjugendtages geht es für DPSG, PSG und missio um das Thema HIV/Aids. Prominente Gesprächspartner wie Bundespräsident Horst Köhler setzen sich in Diskussionen mit den Pfadfinderinnen und Pfadfindern auseinander.
Die Jungpfadfinderstufe veranstaltet ein Bundeslager in Westernohe unter dem Titel »passwort:*b*l*a*u«. Eine Woche lang beschäftigen sich die Kinder und ihre Leiterinnen und Leiter mit dem »Abenteuer Leben«. Vorbereitet wurde das Bundesstufenlager unter anderem mit den Kindern, sie konnten das Programm mitbestimmen. In der Jahresaktion "Geschenke für den Frieden" bereitet sich auch die DPSG auf das 100-jährige Bestehen der Weltpfadfinderbewegung vor. Weltweit schauen Pfadfinderinnen und Pfadfinder drauf, wie sich im Großen und Kleinen für den Frieden einsetzen können.
Das 100-jährige Jubiläum der Pfadfinderbewegung feiert die DPSG zusammen mit den Ringe-Verbänden BdP, PSG und VCP unter dem Motto "scouting 100". Dazu gibt es unter anderem einen großen
gemeinsamen Leiterkongress in Berlin. Bundespräsident Horst Köhler lädt außerdem zum Jubiläum Pfadfinder aus aller Welt zu einem Zeltlager und zu einer internationalen Begegnung im Park von
Schloss Bellevue ein.
Mit der Jahresaktion "Natürlich Pfadfinden" hat die DPSG 2007 und 2008 das Thema Ökologie stärker in den Vordergrund gestellt.
Die Wölflingsstufe lädt zum Bundeslager "MEUTErei 2008 - Wölflinge am Ruder" nach Westernohe ein - und 2.200 Wölflinge folgen dem Ruf! Die Wölflinge stoßen bei ihrer Entdeckungsreise zu Themen wie "Ferne Länder", "Gerechtigkeit", "Mein Land" und "Meine Umwelt" vor. Die Kinder können an vielen Stellen mitbestimmen und mitwirken.
Über 1.300 Rover beteiligen sich derweil an dem Roverbundesunternehmen 2008, kurz rbu08. Sie engagieren sich vor Ort und bringen insgesamt 120 Sozialprojekte erfolgreich zu Ende. Während der Auftakt zum rbu08 auf der Insel Ferropolis im Schatten von Braunkohlebaggern beginnt, feiern die Rover den erfolgreichen Abschluss mit einem Chill out später im Bundeszentrum Westernohe.
Quelle: dpsg.de
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